Bremen boomt! Wirklich?

In dieser Woche hat die Bremer Touristik-Zentrale steigende Übernachtungszahlen in der Hansestadt präsentiert. Im ersten Halbjahr wurden rund zehn Prozent mehr Übernachtungen gezählt. Nie zuvor seien in den ersten sechs Monaten höhere Werte erreicht. Besonders bei Gästen aus Deutschland ist Bremen beliebt, aber auch bei den ausländischen Gästen (aus Großbritannien, den Niederlanden und Norwegen) kann die Hansestadt einen Zuwachs verbuchen.

Hört sich alles super an. 721.000 Übernachtungen. Wow, den Hotels in Bremen – so könnte man meinen – sollte es richtig gut gehen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn am Ende des Monats bringen ich als Hotelier schließlich nicht die Übernachtungen zur Bank, sondern den Umsatz. Die große Frage also ist, welcher Umsatz steht denn eigentlich hinter den steigenden Übernachtungen? Profitiert hat Bremen mit Sicherheit zu einem großen Teil an den sogenannten „Billigtouristen“, die mit Busgruppen und Ryan Air der Hansestadt einen Kurzbesuch gestattet haben. Das kann aber auf Dauer nicht förderlich sein, denn bei den Durchschnittspreisen für Übernachtungen hinkt Bremen im Vergleich mit anderen Städten hinterher.

Außerdem blenden die steigen Übernachtungszahlen des Statistischen Landesamtes. Zur Erklärung: Wenn ein Hotelier von einer Übernachtung spricht, dann hat er ein Zimmer verkauft. Das Statistische Landesamt hingehen spricht von einer einer Übernachtung, wenn ein Bett verkauft wurde. Das heißt im Klartext, der Verkauf eines Doppelzimmers an zwei Personen ist für den Hotelier immer noch eine Übernachtung, für das Statistische Landesamt allerdings zwei Übernachtungen. Nun gibt es in der Stadt Bremen 69 Hotels, insgesamt knapp 4700 Betten (Quelle: Booking.com). Berechnet man den eben angesprochen Doppelbelegungsfaktor mit dem Wert von 1.4, dann sind das (721.00 durch 1.4) 515.000 „Roomnights“, die in Bremen produziert wurden. Rechnen wir weiter und beachten, dass Bremen über eine Gesamtverfügbarkeit im Halbjahr von (4700 mal 365 durch 2) 857.750 Zimmern verfügt, dann wäre die Auslastung im ersten Halbjahr von allen Hotelzimmern in der Stadt Bremen bei rund 60 % (515.000 durch 857.750 mal 100). Nicht gerade umwerfend, darauf weist aber keiner hin. In Hamburg übrigens liegt die Auslastaung der Hotels im ersten Halbjahr bei 72,4 Prozent. Deutlich vor München (69,6 Prozent) und Berlin (65,5 Prozent).

Stellt sich doch die Frage, wie die Zukunft aussieht, in einer Stadt, die konsequent weiter auf Busgruppen und billige Touristen setzt. Es fehlen großen Kongresse und Events in Bremen. Vier/Fünf-Sterne Hotels suchen deswegen ihr Glück in Preisdumping-Maßnahmen, verkaufen ihre Zimmer zu einem Spottpreis oder verscherbeln sie bei Groupon und Billigdeal-Anbietern.

Langfristig kann der Hotellerie in Bremen so etwas nur schaden. Die Nachhaltigkeit ist nicht gewährleistet, die Qualität geht nach unten, Personalkosten werden eingespart. Das Ergebnis dessen wird sein, dass sich die Stadt nicht unbedingt in dem Stil präsentiert, der eben diese fehlenden Großveranstaltungen und Kongresse nach Bremen locken kann. Neben den steigenden Übernachtungszahlen wurde in der Woche außerdem bekannt, dass aus dem alten Leffers-Kaufhaus in der Innenstadt offenbar ein motel-one entstehen könnte (ab Min. 24.39).

Derzeit werden das Haus auf Eignung und Zustand untersucht, es sei noch nicht sicher, ob das Gebäude um- oder neugebaut werden müsse. Anschließend seien noch Gespräche mit der Stadt auf dem Plan. Außerdem entsteht nicht unweit vom prizeotel Bremen-City ein neues B&B-Hotel. Rund um den Bahnhofsvorplatz entstehen weitere Häuser: Gegebenenfalls im World Trade Center, das Steigenberger Hotel und so weiter und so fort. Wir freuen uns auf weitere Hotels, vor allem im Budgetbereich, die damit auch unser Konzept salonfähiger machen. Diese Häuser zielen auf den Reisenden ab, der für wenig Geld viel Design bzw. viel Qualität bekommt. Doch nicht nur die Billigtouristen steigen mittlerweile in solchen Häusern ab, sondern auch bei Geschäftsreisenden haben sie sich etabliert, damit Kosten gespart werden. Der Anteil der Geschäftsreisenden wächst aber nicht im gleichen Maße wie der der Touristen. Ganz im Gegenteil: Hier hält die Nachfrage mit dem steigenden Angebot nicht mit, womit die Hotels sich untereinander einem starken Verdränungswettbewerb ausetzen, der wieder einen Preisverfall zur Folge hat.

Der Lösungsvorschlag für dieses Problem muss sein, dass sich alle Beteiligten nicht durch die angeblich formidablen Zahlen blenden lassen, sondern man sich gemeinsam an einen Tisch setzt, einen ganzheitlichen Ansatz erarbeitet und eine gemeinsame Strategie entwickelt. Wenn weiter Steigerungszahlen präsentiert werden, die sich über Billigtouristen und günstigere Durchschnittspreise errechnen, geht der Tourismus in Bremen den falschen Weg.

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