Wifi im Hotel – eher WLa(h)m als WLAN!
Wir sind gerade in der letzten Phase der Vorbereitungen für die Eröffnung unseres Hotels in Hannover. Dazu gehört natürlich auch, dass wir unseren Gästen kostenloses High-Speed WLAN anbieten wollen. In vielen Hotels ist das WLAN wohl allerdings ein WLa(h)m, wenn man die Bewertungen im Internet liest und sich Seiten wie www.hotelwifitest.com anschaut.
Dass das WLAN kostenlos angeboten wird, ist für uns keine Frage mehr. Vielmehr geht es heute darum, was für eine Bandbreite das kostenlose WLAN hat. Und hier gibt es dann auf einmal ein Problem, für das die Hotellerie zunächst eigentlich gar nichts kann: Mehr und mehr Applikationen haben heute eine Wifi-Verbindung als Grundlage für ihre Arbeitsweise. Sei es zum Beispiel der jetzt bald kommende Mobile Check-In, die elektronischen Türschlösser, das web-basierte PMS oder das Housekeeping, dass mittlerweile auch schon mit iPods arbeitet. Hinzu kommt, dass der durchschnittliche Hotelgast mindestens zwei oder mehr Devices hat, mit denen er online gehen möchte.
Mit diesen Devices werden dann Streamingdienste wie Youtube, Netflix, Apple-TV, etc. genutzt, um nur einige zu nennen. Dazu skypen viele oder nutzen andere Programme zur Videokommunikation. Zu guter Letzt kommen Down- und Uploads von Präsentationen und „weiß der Kuckuck was“ hinzu. Alles in allem braucht man schon extrem viel Bandbreite, wenn man ein Hotel mit vielen Zimmern und einer hohen Auslastung hat.
Aber: Das wird in vielen Gegenden in Deutschland gar nicht angeboten. Schuld an dieser Situation ist der nur langsam voranschreitende Ausbau der Breitbandnetze in Deutschland. Die Bundesrepublik hinkt laut einer Analyse für das Wirtschaftsministerium bei superschnellen Internetanschlüssen hinterher, liegt im Vergleich mit acht EU-Ländern sogar auf dem letzten Platz.
Was lernen wir daraus? Die Zukunft überholt uns in Deutschland und wir können uns für unsere Hotels solche Standorte, die keine hochleistungsfähige Breitbandanbietung bieten, nicht mehr leisten. Somit werden wir in der Entwicklung unseres Hotelproduktes massiv eingeschränkt. Diejenigen, die dennoch auf Standorte ohne entsprechende Breitbandanbietung setzen, werden mittelfristig mit erheblichen Problemen bei ihren Dienstleistungen und Services rechnen müssen.
Es sei denn, man ist so kapitalstark wie Accor Hotels und bindet einen Großteil der rund 340 Hotels über die neueste Glasfaser-Technologie an das Internet an. Den Gästen wird dabei für die üblichen, tagtäglichen Aktivitäten eine kostenlose und schnelle „Free Wi-Fi-Version“ angeboten, sowie eine „Premium Wi-Fi-Variante“ ohne Bandbreitenlimitierung etwa für größere Downloads, Videos oder Internet-Telefonie (6,- Euro pro Tag oder 19,- Euro pro Woche).
Das Thema Wifi im Hotel wird uns sicherlich alle in der Branche noch sehr beschäftigten. Was sind eure Gedanken dazu?
Sehr geehrter Herr Nussbaum,
Ihre Ausführungen sind sehr gut und bringen die meisten Probleme auf den Tisch.
Die größten Probleme sind jedoch nicht immer der langsam voranschreitende Ausbau der Breitbandnetze.
Das größte Problem ist, dass die Gäste für sich allein eine Internetverbindung wie zu Hause oder im Büro erwarten. Und diese Problematik wird dadurch verschärft, weil viele Hotels einen normalen asynchronen Anschluss für das Gäste-Internet zur Verfügung stellen. Synchrone Datenverbindungen sind in Deutschland viel zu teuer und das ändert auch nicht der Breitbandausbau. Und durch dies hohen Preise ist es für ein Hotel schwierig, diesen auf den Zimmerpreis umzulegen und sich somit für einen synchronen Anschluss zu entscheiden.
Das Beispiel Accor Hotels hilft auf jeden Fall, den Gästen die Problematik im Hotel näher zu bringen. Den genauso, wie viele Hotels aufrüsten sollten, sind auch Gäste gefordert, ihre Erwartungen etwas herunter zu schrauben.
Wir bieten in unserem Ferienhaus seit ca. 6 Monaten freies WLAN in jeder Ferienwohnung an. Jetzt hatten wir erstmals Gäste aus Berlin die keine Strahlen wollten und den Router aussteckten. Strahlen der Router der Nachbarn hatten sie trotzdem! Sicherlich ist die WLAN freie Zone im (BIO)-Hotel bald ein ganz neuer Trend….
Der „Datensuperhighway“ war ja in den 90ern schon das Bottleneck und nun mit den exponentiell gestiegenem Bandbreitenbedarf durch die Vielzahl an Anwendungen und Diensten wird es das wieder. Ohne Infrastruktur keine Party. Und Infrastruktur zu ermöglichen ist ganz klar ein Staatsthema. Also ran da, liebe Bundesregierung.