„Berlin Berlin – wir fahren nach Berlin!“
Alle Jahre heißt es (für viele) wieder: Auf geht`s – wir fahren nach Berlin! Die ITB ruft und lädt vom 04. bis 08. März in die Hauptstadt zum größten und bunten touristischen Branchentreff ein. Wer jetzt kurz davor nicht richtig gestresst ist, aufgrund finaler organisatorischer Vorbereitungen, zu späten Planungen, kurzfristig aufgetretenen Pannen oder letzten offenen Terminabsprachen, der macht was falsch. Und sollte dem nicht so sein, dann tut sie/er zumindest so, um nicht noch zusätzliche Arbeit aufgehalst zu bekommen oder „negativ“ gegenüber gestressten Kollegen aufzufallen.
Sie fühlen sich nicht angesprochen? Dann sind Sie entweder blutiger Anfänger oder aber ganz alter Hase. Oder Nicht-ITB-Fahrer. Oder etwa jemand von der Fraktion Y-Generation…?
Spannend! Wie schrieb die „Zeit“ doch letztens: „Generation Y – hoffnungslose Optimisten. Sie gelten als Taktiker, Traumtänzer, Angsthasen, Abenteurer. Dabei sind sie Getriebene – vom Glauben an das eigene Glück.“
Ein Branchenthema unserer Zeit dreht sich genau um den beruflichen Einstieg dieser Generation und derer neuer Erwartungshaltung. Altes, bewährtes Führungsverhalten wird hinterfragt oder zunehmend als nicht mehr passend bezeichnet. In der letzten Tophotel Ausgabe drehte sich die Titelstory darum.
Zurück aber zur ITB: Auf der Messe werden mehr als 10.000 Aussteller aus knapp 190 Ländern erwartet. Der mittlerweile etablierte ITB Kongress, der bis zum 07. März stattfindet, soll an die 115.000 Fachbesucher anlocken.
Die Business Travel Days mit dem MICE Day am ersten Messetag sollen zunehmend die Fachbesucher mobilisieren, die Geschäftsreisen- oder MICE-Potenzial haben. Und darüber freuen sich u.a. die Aussteller in den Hallen 9 und 8.1. Im letzten Jahr munkelte man noch hinter vorgehaltener Hand ob das Fernbleiben der großen Hotelketten und langjährigen ITB-Aussteller Hilton und Hyatt möglicherweise eine Sogwirkung auf andere internationale Hotelplayer haben wird. Zumindest diese Frage ist beantwortet, da beide Hotelgruppen dieses Jahr wieder mit an Bord sind.
Der MICE Day wird auch in diesem Jahr von Veranstaltungsplaner.de (Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren e.V.) gestaltet. Das Motto „Anders denken“ passt dabei optimal in die Erwartungshaltung der Y-Generation! „In der MICE Branche ist ein Querdenken, ein Umdenken, ein Aufbrechen von altbekannten Denkweisen und Verhaltensmustern sowie ein Aufbrechen von herkömmlichen Veranstaltungsformaten dringend nötig.“ schreibt der Verband.
Und so passt auch die Keynote „Meuterei des Denkens – Raus aus der grauen Mitte“ von Hannes Treichl, der ein gleichnamiges Buch geschrieben hat, dazu. Interessanterweise steht ausgerechnet auf seiner Website: „Dieses Buch wird es niemals als eBook geben. Blättere hinein, drehe und wende es. Lass Bilder & Texte wirken. Dann weißt du warum…“
Wie jetzt? Dabei hören und lesen wir doch täglich, dass die Zukunft online ist. Wo ist denn hier bitte der genannte Ansatz für`s Umdenken und Aufbrechen von altbekannten Verhaltensmustern? Schließlich gehören Bücher der Vergangenheit an. Fachzeitschriften haben Leser- und Abnehmerprobleme. Tageszeitungen sind Schnee von gestern. Gedruckte Hotelkataloge und Branchenverzeichnisse dienen höchstens noch als Briefbeschwerer. Auch quatsch – denn wer schreibt heute noch Briefe?
Tja – da haben wir es wieder: Nichts ist eindeutig. Nicht ist unangreifbar. Und niemand kann es der Y-Generation so richtig recht machen. Aber vielleicht gibt es ja auch gar nicht nur den einen Weg und die eine (Führungs-) Strategie? Und vielleicht ist es ja auch heutzutage schon wieder revolutionär, wenn ein Autor und Speaker für ein richtiges Buch wirbt. Vielleicht machen wir alle auch einfach viel zu viel Wind um manche Themen. Und ganz bestimmt gibt es ohnehin nie nur die eine Entwicklung und richtige Herangehensweise. Ich habe zumindest noch niemanden kennen gelernt, der unfehlbar ist und die Weisheit mit Löffeln gefressen hat…
Nun aber wieder zurück zur ITB: MICE bzw. das Teilsegment „M“ (Meetings) spielt auf jeden Fall, zumindest bei den Ausstellern, eine noch größere Rolle auf der ITB als in den letzten Jahren. Neben intergerma und meetago (als Premiumpartner der HSMA ITB Lounge) ist nun erstmals meetingmasters mit einem eigenen Stand in der Halle 8.1 vertreten. Den neuen „M“-Anbieter Okanda, der Tagungsbuchungen in Echtzeit ermöglichen will, findet man in der Halle 9.
Was noch vor einigen Jahren auf Seiten der Hotellerie für Proteststürme gesorgt hat, ist mittlerweile fast Mainstream bzw. der normalen Markterwartungshaltung gewichen. HRS konnte damals keine nennenswerte Hotelkette für die technische Lösung von Direktbuchungen gewinnen. Okanda hingegen startet mit Vorschusslorbeeren und nennt bereits Hotelgruppen wie Maritim, Arcona und Hyatt als Partner. Zumindest Maritim überrascht auf den ersten Blick, ist diese Hotelkette doch eher für zunächst abwartendes und konventionelles Handeln bekannt gewesen.
Apropos HRS: Pregas, Presseportal der Gastronomie und Hotellerie, hat im aktuellen Newsletter die Information aufgenommen, dass sich HRS mit 25,1 % am Bonner Unternehmen meetago beteiligt hat. Bislang wurde diese Information nur von Mund zu Mund übertragen. Es bleibt spannend abzuwarten welchen weiteren Einfluss das nehmen wird. Und ob das erst der Anfang von einem weiteren Engagement des Kölner Branchenriesen sein wird. Steht gar eine stärkere Beteiligung im Raum? Oder eine vollständige Übernahme? Hinter den Kulissen wird es Pläne geben.
Schon länger sieht man Anzeichen in der Branche, dass es bei den MICE-Portalen zu einer Bereinigung bzw. Konzentration kommen wird. Welcher Anbieter wird als erstes von einem größeren internationalen Player übernommen? Wer schafft es als erster nicht mehr die technischen Weiterentwicklungen, Kundenanforderungen und Investitionen am Laufen zu halten? Wer rutscht als erster auf dem Expansionsdruckglatteis aus? Gehen wohlmöglich sogar aktuelle Konkurrenten zusammen, um Kräfte zu bündeln und Synergien zu schaffen? Das letztere liegt naheliegend, doch geht es hierbei auch um unterschiedliche Kulturen in den Firmen und um unterschiedliche Führungskräfte. Und natürlich geht es bei einem Zusammengehen auch um sich ändernde Machtverhältnisse. Und noch sind an den Steuerrädern dieser Firmen keine Menschen der Y-Generation, die Machtausübung, Gewinnmaximierung und Einflussnahme für völlig überbewertet halten…
Passend zu unserer illustren Zeit ist, dass ausgerechnet die Mongolei dieses Jahr das Partnerland der ITB ist. Das Land wirbt damit seinen Gästen eine Auszeit von der Hektik der Zivilisation zu verschaffen. Und das, wo wir doch voller Genuss mittendrin in der digitalen Revolution und ständig on sind.
So lautet das Motto auch heute: „Kein Trend ohne Gegentrend“ und „alles zu seiner Zeit“!
Den ITB Reisenden wünsche ich interessante, aufschlussreiche, erfolgreiche und wilde Messetage. Zumindest die Fleischesser müssen während den kommenden Tagen mind. einmal die Zeit dafür finden, an einer der zahlreichen Currywurstbuden zu halten. Sonst verpasst man was. Und als Hamburger gebe ich es ja zu: Berliner Currywurst (gerne scharf für mich) schmeckt richtig gut. Und es gibt auch keine zeitlichen Ausreden. Auch zu sehr später oder früher Stunde haben viele Buden noch oder schon wieder auf. Berlin ist schließlich eine Großstadt!
Wer mit Air Berlin anreist, kann sich schon mal einstimmen: Auch in diesem Jahr serviert die Airline auf den innerdeutschen Strecken nach Berlin kostenlose Currywurst. Ich würde mich über einen nachträglichen Hinweis freuen, ob die auch schmeckt.
An alle Daheimbleibenden: Genießt die Ruhe in den Büros oder freut Euch auf die Mehrarbeit. Und habt nächste Woche etwas Verständnis für die ITB Rückkehrer, sollten diese leicht lädiert wirken. Wer auf der ITB nicht rockt, macht was falsch. Und etwas Show gehört schließlich auch immer dazu. Wir sind schließlich in der Eventbranche!
Bis bald!
Herzliche Grüße
Ihr Markus Schmidt