Von der Wurstbude zur Marke
Vielen Dank für die zahlreichen Meinungen zum letzten Beitrag. Leider haben mich viele Leser direkt angeschrieben, dabei wäre ein Kommentar auf dieser Seite effektiver. Alle sollten es lesen und, was noch besser wäre, diskutieren können. Künftig also keine Scheu und frisch, frech, fröhlich in die Tasten greifen. Über jeden Gedanken, jeden Ansatz freuen wir uns.
Jetzt aber los und zurück zur Würstchenbude. Die meist gegebene Antwort war die Abhängigkeit des Standorts. Bei der Planung sicher maßgeblich, später nicht mehr änderbar. Der Begriff Qualität fiel fast ebenso häufig. Gutes Ambiente, Schnelligkeit und Freundlichkeit folgten.
Komponenten der Hardware haben überwogen, die Software kam erst danach. Nun mögen viele denken, Wurst vom Grill nehmen und ins Brötchen drücken, ist ein automatisierter Handgriff, dem nicht viel Bedeutung zugemessen wird. Aber es ist das entscheidende, verbindende Glied der gesamten Kette. Nur wenige Hardcore-Gäste kommen wegen der besten Wurst, wenn sie unfreundlich bedient werden. Am Ende, auch wenn es oft unterbewusst wirkt, zählen alle Komponenten.
Die Wurstbude ist einfach Kult. Weil sie für alles steht, was der Kunde damit verbindet, wenn er diesen Namen hört. Sauberer Grill, gut platzierte Stehtische, schmackhafte Wurst, passender Senf und dazu gibt es ein Lächeln, einen lockeren Spruch und wenn die Schlange nicht zu lang ist, auch gerne ein paar Sätze mehr. Kult ist natürlich so ein gängiger Begriff für etwas Besonderes. Passender wäre der Begriff Marke. Die Wurstbude hatte eine Identität. Sie stand für klare, immer wiederkehrende Prinzipien, für permanente Qualität und verfügte über einen lächelnden Charakter.
„Für eine Marke bin ich zu klein“, wurde mir immer oft ins Ohr geflüstert. In der Hotellerie wird der Begriff immer gerne mit Gruppe, Kette oder Konzern verwechselt. Auch bei den Bettengiganten ist das Namensschild auf dem Dach nicht deren Marke. Ein Name steht für etwas. Für einen Standard, für ein Versprechen, eine gewisse Art des Service. Das verbinden Gäste damit, wenn sie den Hotelnamen hören. Und erst das sind die Faktoren, die es zu einer Marke, einem Versprechen gegenüber dem Gast, werden lassen.
Coca-Cola ist eine Weltmarke. Immer gleiche Qualität, immer gleiche Abfüllmenge, prickelnde Kohlensäure und gleicher Geschmack. Untermalt mit einem Werbeauftritt, der Lebensfreude, pure Erfrischung und Geselligkeit verspricht. Vor allem aber ist diese Marke so groß und mächtig, dass Coke jedes Regal im Supermarkt dominiert. Nun, kennen Sie Fritz-Cola? Ein ehemals kleines Randprodukt aus Hamburg. Auch Cola, aber eben anders. Trendig, anderer Geschmack, mehr Koffein. Jedermann trinkt sie nicht, aber das war nie beabsichtigt. Zielgruppe ist ja nicht der Mainstream. Nur eben nicht im Mainstream sein, ist ein auch Trend.
Aber was ist ein Trend? Bitte nicht mit einer Mode verwechseln! Modeerscheinungen sind nur ergänzend und auch kurzlebig. Bubble Tea, erinnert sich noch jemand, war eine Mode. Konnte mit auf die Karte gesetzt werden, war aber ebenso schnell wieder runter. Blöd, wenn jemand glaubte, es wäre ein Trend und pachtete dafür einen Laden, der nur dieses Produkt anbot. Er zahlt wohl heute noch die Schulden ab.
Was also sind derzeit wirkliche Trends in unserer Branche? Freue mich auf wieder rege Beteiligung.