Wir sind unschlagbar, einfach geil und überhaupt immer aktiv dabei
Hotelkongresse, Urkunden, Trophäen und diverse andere Auszeichnungen bestätigen es: Wir sind unschlagbar, einfach geil und überhaupt immer aktiv dabei.
Wirklich? Unter den zehn unbeliebtesten Berufen ist unsere Branche mit Hotelfach, Restaurantfach und Küche vertreten. Also komplett. Macht aber nichts. Verbände und Vereinigungen erklären uns, dass nicht alles schlecht geredet werden darf. Oder es liegt einfach am fehlenden Einsatz der Mitarbeiter, weshalb die Schichten ruhig mal zwölf Stunden sein sollten (Dehoga Landesverband Schleswig-Holstein). Ist irgendwie genauso attraktiv wie Rente mit 75, aber warum auch die Ursache dazu suchen? Wir reden eben gerne über Probleme. Das reicht zur Feststellung, dass es nicht geht, weil es so problematisch ist. Über Lösungen reden wir ungern, denn das bedeutet Wandel, Veränderung, Kompetenzabgabe, Machtverlust, Vertrauen in andere. Lösungen gehen nämlich nur gemeinsam.
Aber kaum eine Branche hält so derart an der Hierarchie fest, dass fast alles darunter erstickt wird. Viele Direktoren tragen einen Anzug oder ganz krampfhaft Jeans mit Sneakers, weil ja so locker und uneitel. Wirklich? Es ist doch dieses letzte Hemd, an was sie sich klammern. Denn viele dürfen nicht einmal über einen Wareneinkauf von über 1.000 Euro entscheiden. Also bleibt der Titel, der Anzug, die Visitenkarte. Ich bin wer. Egal was.
Wer so wenig mit Kompetenzen ausgestattet ist, kann anderen gar nichts vermitteln. Seine Daseinsberechtigung im Unternehmen hängt davon ab, wie hoch die Auslastung, Rate und die Personalkosten sind. Klappt das nicht auf Anhieb, dann ist er seine geliehene Macht auch schon wieder los. In kaum einer anderen Branche ist die Halbwertszeit einer Führungsposition so niedrig.
Alle schmunzeln da immer über ein bestimmtes Hotel in Hamburg. Aber mal ehrlich, dass ist doch ein Einzelfall.
Wenn Führung aber selbst nicht vorgelebt werden kann, dann wird die gesamte Firma darunter leiden. Seelisch und finanziell. Man muss dazu weder ein Großkonzern sein, noch unbedingt über viel Geld verfügen. Die ersten Dinge passieren im Kleinen.
Während meiner beruflichen Zeit in Münster habe ich den Wochenmarkt gerne genossen. Dort gab es auch einige Wurstbuden, die den kleinen Hunger beim Einkaufen stillten. Eine war immer besonders voll. Da drängten sich die Menschen sehr eng, aber es musste diese Wurstbude sein. Warum? Nur wegen des Geschmacks? Nein, dass war es nicht.
Schreiben Sie mir in die Kommentarleiste, was Ihnen als Erfolgsgrund für diese Bude einfällt. Ich freue mich auf alle Ansichten und Anregungen. Nicht schüchtern sein, denn es gibt keine falsche Antworten. Denn wer etwas schreibt, hat vorher gedacht. Das ist schon mehr als jene, die aus Angst nichts schreiben, weil andere es als falsch ansehen könnten. Jedoch wer Angst hat, ist auch zu schwach für Veränderungen…
Vermutlich hatten die Wurstbudenbesitzer keine standortfremde „Human Resources“ – Abteilung und stellten Bewerber nicht zuerst nach einem (zumeist fragwürdigen) „Assessment“, sondern nach Bauchgefühl und „das passt schon mit uns“- Ansatz ein?
Oder die Besitzer waren (potzblitz!) ab und an selbst in ihrer Bude anwesend und konnten somit die harte Arbeit am eigenen Leibe erleben und damit Sorgen und Nöte ihrer Mitarbeiter nachvollziehen?
Vielleicht wussten sie sogar um die verwendeten Lebensmittel (*gasp*!) und legten Wert darauf, dass diese ihnen erstmal selber schmecken mussten, bevor sie das Zeug an ihre Kunden verkauften.
Und, was hatte es nun mit der Wurstbude auf sich? Hoffentlich war es nicht schlicht und einfach die billigste vom Münsteraner Markt…
Ob Wurstbude oder 4-Sterne Hotel – der Unterschied liegt schon lange nicht mehr in den Dingen, die verkauft werden können. So viele Buden gibt es, die Brat-, Bock- oder Currywurst verkaufen und schmecken tun sie alle ähnlich.
Ein Hotel im 4 Sterne Segment kann sich im Großen und Ganzen auch nicht vom Markt abheben und damit glänzen, das der Standard ein ganz besonderer ist. Die meisten Hotels versinken in der Masse. Es gibt Highlights, die meinen, sie stellen sich anders auf – mit vielen verrückten Ideen. Ja – das kann klappen. Doch hat man einmal im „Waldrestaurant“ gegessen oder im Themenzimmer übernachtet, ist der Gast diesem Erlebnis auch schnell überdrüssig. Wer bucht so etwas ein 2. Mal? Aber es wird darüber erzählt … und wenn viele Menschen nur 1 x buchen, dann klingelt es auch in der Kasse.
Aber bei dem Wurstbuden-Beispiel klingt es mir nach einem Dauerbrenner …. Ich finde, der Mitarbeiter -DER MENSCH- ist das entscheidende Detail. Wenn eine überaus freundliche und witzige und aufgeschlossene Wurstverkäuferin oder ein Wurstverkäufer die Bratwurst mit Entertainment verkauft und mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, könnte dies meine Stammwurstbude werden. Wenn ich in einem Restaurant einem bezaubernden Servicemitarbeiter begegne, darf der Koch evtl. auch mal einen Fehler machen und ich besuche das Restaurant ein 2. Mal. Wenn die Betreuung in einem Hotel MENSCHLICH, Serviceorientiert & professionell erfolgt, buche ich gern ein 2. oder ein 3. Mal. Vielleicht werde ich auch zum Stammkunden . . .
Der Mensch macht den Unterschied!
Doch leider gibt es viel zu viele unfähige Führungskräfte, die nicht erkennen, wo die Stärken und Schwächen in ihren Mitarbeitern schlummern. Die sich darüber, aber auch leider keine Gedanken machen möchten. Und so kann der wundervolle engagierte und motivierte Mitarbeiter sich leider nicht von der Masse abheben, weil der Chef gern mal kluge Köpfe klein hält. So was soll es geben ….. ich habe davon gehört 🙂
Der Mensch macht den Unterschied