Poster sind ein Anfang – aber noch lange nicht genug. Über das Lohndumping bei Zimmermädchen
Gestern gab es einen Bericht im Hamburger Abendblatt, der darüber berichtet, dass die Hamburger Hoteliers den Dumpinglöhnen in ihren Betrieben den Kampf ansagen und eine Plakatkampagne starten, mit der sie Reinigungskräfte über ihre Rechte und den Mindestlohn informieren.
Grundsätzlich eine schöne und auch wichtige Aktion. Ich frage mich nur, ob es irgendetwas verändert? Ist es denn nicht so, dass gerade die Betriebe, die immer wieder mit Dumpingpreisen auf den Markt gehen um Nachfrage zu generieren, versuchen über die Mitarbeiterkosten dieses zu kompensieren, um ihr Ergebnis zu retten? Aus Gesprächen mit Hoteliers erfahre ich immer wieder, dass es Verträge mit der Vereinbarung gibt, dass die Hotels €4,50 oder weniger pro gereinigtem Zimmer bezahlen.
Mal ehrlich, wie soll das denn gehen? Da muss einem doch klar sein, dass diese Fremdreinigungsfirmen nicht in der Lage sind ordentliche Tariflöhne zu bezahlen.
Wenn ich dann diese Hoteliers dazu befrage, kommt nur ein Achselzucken und die Aussage „Ich muss doch irgendwie mein Budget erreichen, die Vorgaben aus der Zentrale werden nicht weniger“. Ach so, auf dem Rücken der Schwächsten wird dann probiert das Ergebnis des Hotels zu retten.
Das ist mehr als unsozial! Jeder der so vorgeht, sollte sich dafür schämen.
Als Hotelmanager habe ich eine soziale Verantwortung meinen Teams gegenüber. Ich kann bei solchen Sachen nicht einfach wegsehen. Zu sagen: „Ich weiß ja nicht, was meine Fremdfirma macht.“ ist zu einfach und eine müde Ausrede, wenn ich mich nicht kümmern will. All zu oft wird das leider getan, weil es keine Strategie gibt, wie der Umsatz gemacht werden soll – außer die Preise nach unten zu senken.
Es hängt doch alles irgendwie zusammen: Die Distributionskosten gehen nach oben, ebenso die Mietnebenkosten. Und da man HRS & Co. nicht abstellen kann, ebenso wenig auf Strom und Wasser verzichten kann, wird immer wieder an den Personalkosten geschraubt.
Anstatt einfach mal die Rate €10 hoch zu setzen, wird hier mit einer erstaunlichen Akribie versucht, Kosten zu senken, sodass ich mich oftmals frage: Warum investiert ihr nicht diese Zeit darin, mehr Umsatz zu machen und mal eine klare Strategie zu erarbeiten und zu verfolgen?
Hamburger Kampagne gegen Dumpinglöhne
Zurück aber zu der Hamburger Aktion. Wie gesagt, ich finde das richtig und wichtig, frage mich aber, warum denn die Hotels in Hamburg nicht einfach schon viel früher die Prüf- und Beratungsstelle für das Gebäudereiniger-Handwerk e.V. (PBSt) aufgesucht haben und ausschließlich auf von denen zertifizierte Unternehmen setzt oder die Partner von denen zertifizieren lässt ?
Mit dem „Prüfsiegel für Gebäudereiniger“ setzt die PBSt ein Zeichen gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung. Das von der Prüf- und Beratungsstelle verliehene Zertifikat zeigt auf, dass die gesetzlichen und tarifrechtlichen Vorschriften im Betrieb eingehalten werden. Die Überprüfung der Mitgliedsunternehmen findet mindestens einmal im Jahr durch die unabhängige und gemeinnützige PBSt statt. Die Prüfung wird dokumentiert, das „Prüfsiegel für Gebäudereiniger“ dient als Qualitätsmerkmal und Beleg für echte Transparenz und zertifiziertes Vertrauen.
Ein Plakat alleine reicht da nicht.
Ein Poster kann ich schnell aufhängen. Aber ob ich mich am Ende auch an das halte, was da drauf steht, vor allem, wenn die Ergebnisse mal wieder knapp werden oder die Zentrale andere Vorgaben fordert, das zeigt sich dann.
Das ganze Plakat zum Download: