Last-Minute-Mobile-Apps vs. Hotel-Revenue-Management-Systeme
Am Wochenende hatte ich eine sehr interessante Diskussion mit verschieden Leuten. Es ging um deren Buchungsverhalten, speziell um die Nutzung der sogeannten Last-Minute-Mobile-Apps wie zum Beispiel „JustBook„, „HotelTonight“, blink.com oder „Hotels now“ von HRS. Persönlich mache ich die Erfahrung für unsere Stadthotels, dass die Buchungen immer kurzfristiger werden. Ein Großteil der Buchungen kommt tatsächlich erst 72, 48 oder 24 Stunden vorher, wenn nicht sogar am selben Tag. Da ist es natürlich schwer, Prognosen zu treffen, Dienstpläne zu schreiben, etc..
Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, nutzen diese Applikationen, um am Ende Kosten zu sparen. Wieso? Ganz einfach: Wenn sie wissen, wann sie wohin reisen buchen sie im Vorfeld ihre Firmenrate oder eine andere günstige Rate im Internet für ein spezielles Hotel. Diese Buchungen machen sie als sogenannte „18 Uhr“-Buchung, garantiert bis 18 Uhr. Das heißt soviel wie, dass das Zimmer von Seiten des Hotels für den Gast bis 18 Uhr freigehalten wird. Reist er bis 18 Uhr nicht an, wird die Reservierung automatisch storniert und das Zimmer geht in den freien Verkauf oder an Gäste auf der Warteliste zurück. Es entstehen dabei keine Kosten für den Gast.
Jetzt schauen sie am Tag der Anreise, ob nicht gegebenenfalls ein Zimmer in einem anderen, vielleicht hochwertigeren Hotel – oder aber auch im bereits gebuchten Hotel – günstiger über eben diese Last-Minute-Mobile-Apps zu bekommen ist. Ist dem so, buchen sie einfach das andere Hotel über die App und lassen das bereits gebuchte Zimmer verfallen. Sollte die Rate in dem gebuchten Hotel günstiger sein, stornieren sie die erste Reservierung (was ja noch nett ist), wenn sie das Zimmer über die App günstiger gebucht und bestätigt bekommen haben.
Ich fand das einen sehr interessanten Hintergrund, der vielleicht noch einmal ein anderes Licht auf die Last-Minute-Mobile-Apps und deren Zielgruppen wirft. Natürlich kann ich eine Zielgruppe damit erschließen, die mein Hotel noch nicht kennt und mache somit aus einem unloyalen Gast einen loyalen Gast machen. Nur wie loyal kann ein Gast sein, der gezielt Schnäppchen bucht? Und darüber hinaus sollte ich mir die Frage stellen, ob ich nicht mit diesen Rabatten einfach nur Märkte und Umsatz zerstöre?
Passend dazu schrieb mir neulich ein Kollege: „Schade, dass es in unserer Branche immer wieder Ausreißer gibt, die sich sagen, wenn alle sich zusammentun und ich „meinen Weg fahre“ kommt bei mir 1€ oder so mehr rein. Welchen Gesamtschaden sie dabei erzeugen, vergessen sie aus Not oder Inkompetenz.“
Recht hat er! Wir sollten uns nicht selbst kaputt machen, der Markt ist hart genug und es wird nicht hübscher!
Es ist schon zum aus der Haut fahren. Wir lügen uns ständig selber an. Was immer die Branche seit zwei Jahren macht führt im Ende immer zum gleichen Ergebnis: Ich gebe mehr Rabatte,biete mehr Schnäppchen, mache die Preisstruktur des eigenen Hauses unglaubwürdig und säge munter an dem Ast auf dem ich sitze.
Frage: Warum werden wir nicht langsamer, regieren nicht sofort auf die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird. ? Warum lassen wir die ganzen Abkocher unserer Branche nicht einfach absaufen. Ignorieren. Wie du es ja auch macht, weniger und gute ausgesuchte Partner.
Antwort: Weil immer wieder neue hungrige Führungskräfte, die natürlich nach dem Ex und Hopp Prinzip verbraucht werden. auf den Markt kommen und dann nur nach Zahlen agieren. Hauptsache Belegung jetzt.
Zahlen ersetzen aber keine Perspektive. eine Auseinandersetzung in der Branche, Fachmedien etc findet leider auch nicht statt.
Ich lobe mir den Ringhotel Hotelier an der Nordsee, keine OTAS, keine Kreditkarten. Der lebt und zwar gut.