Bewertungsportale verdienen nun einmal kein Geld mit Bewertungen
Sichtbarkeit im Netz ist ein großes Thema. Auch für uns. So haben wir uns schon vor der Eröffnung von prizeotel ein sogenanntes Premium-Listing bei Qype.com gesichert. Es erscheint bei der Eingabe des Wortes „Hotel“ in die Suchmaske des Bewertungsportals für die Stadt „Bremen“ das prizeotel exklusiv an erster Stelle. Damals war es allerdings so, dass dieser Ranking-Platz ausschließlich für einen Partner reserviert war.
Wir sind darauf gestoßen, dass es nun mehrere Premium-Partner gibt. Diese werden zufällig angezeigt. Nur durch den Klick auf „Mehr Premium-Partner“ gelangt man schließlich zu allen exklusiven Teilnehmern, deren Anzahl übrigens unbegrenzt ist. Eine Tatsache, die sofort zum Nachdenken anregt – wo bleibt denn da die Sinnhaftigkeit, wenn jeder sofort zum Premium-Mitglied avancieren kann.
Zwei Möglichkeiten
Aus diesem Umstand ergeben sich meiner Meinung nach zwei Alternativen:
1. Ich kaufe das Premium-Listing und hoffe, dass mein Unternehmen oft genug gesehen und angeklickt wird.
2. Ich verzichte auf das Premium-Listing und konzentriere mich nicht auf kostenintensive Werbung, sondern auf die Qualität des Hauses. Gibt es dort nämlich ein klares Konzept, identifizieren sich die Mitarbeiter mit diesem Modell und es regt die Gäste an, die Unterkunft zu bewerten. Wenn mir das als Verantwortlicher gelingt, löse ich einen Lawineneffekt aus und bekomme ohne teure Werbemaßnahmen einen guten, wenn nicht gar Top-Platz, im Listing. Der virale Effekt ist hier definitiv nicht zu unterschätzen, Mundpropaganda bewirkt bei einer Marke einiges.
Na klar, der zweite Weg ist wesentlich komplexer und anstrengender. Aber „einfach“ kann ja bekanntlich jeder! Um diese Problematik mit einer Sportmetapher auf den Punkt zu bringen: Nicht jede teuer zusammengekaufte Fußballmannschaft wird auch automatisch Meister!
Umsatz durch Bewertungen?
Also ganz wichtig: Bewertungsplattformen generieren keinen Umsatz durch Bewertungen!
Erst die Vielzahl von Bewertungen ermöglichen es der Plattform eine hohe Anzahl an UGC (User Generated Content) zu erzielen. Durch diesen Inhalt verbessert sich selbstverständlich das Suchmaschinen-Ranking der besagten Plattform – was stark die Attraktivität von Online-Werbung steigert und in einem höheren Nutzen dieser resultiert. Zusätzlich wird durch Affiliate-Partner oder CPC-Modelle dann auch mitverdient.
Einmal Nachdenken, bitte!
Denkt man über diese Aussagen nach, kann man sich doch nur an den Kopf fassen! Durch diese Bewertungen unserer tollen Hotelprodukte wird die Relevanz dieser Seiten im Netz gesichert! Wir als Hoteliers unterstützen das natürlich, da Bewertungen in unserem Interesse liegen. Wir „treiben“ die Kunden auf diese Seite (was aktuell marketingtechnisch auch wirklich Sinn macht) und erhöhen damit die Attraktivität für Werbende. Dadurch generiert die Seite ihren Umsatz, z. B. durch Online-Werbung.
Online-Werbung und Partnerschaften
Online-Werbung ist aber nicht mehr die einzige Einnahmequelle auf Qype.com (diese Page steht in diesem Beitrag übrigens stellvertretend für alle Bewertungsportale) Auf dieser speziellen Plattform, die immer größer und attraktiver wird, dadurch dass wir den Markennamen stärken, können jetzt auch Hotels gebucht werden. Diese muss man nicht mehr einkaufen, sondern durch eine Affiliate-Partnerschaft mit z.B. Booking.com generiert man leicht bis zu 40 % Provision. Das Ganze führte zu einer grotesken Entwicklung: Nun schalten auch Hotels Werbung auf dieser Seite!!!
Das heißt:
Um es noch einmal kurz und knackig zu verdeutlichen: Hotels bezahlen für Werbung auf dieser Seite. Einer Seite, die wir stark gemacht haben! Wir müssen in die Tasche greifen, um dort besser dargestellt zu werden und zahlen somit indirekt (über die Provision an Booking.com) für die einzelnen Buchungen. Da muss man sich doch fragen: Geht’s noch?! Haben wir so wirklich noch unsere Distribution im Griff?
Unsere Sache!
Ich schätze die technischen Finessen wirklich sehr und ziehe meinen Hut vor der Leistung von Qype.com und ebenso Booking.com. Aber es sollte doch bitte dem Hotelier überlassen sein, auf welcher Plattform er zu finden und zu buchen ist – und auf welcher eben nicht.
Allerdings! Selbst wenn ich auf den Seiten wie Qype.com oder Tripadvisor.com gar nicht gelistet oder buchbar sein möchte, geht das nicht!
Warum nicht?
1. Grundsätzlich kann man es nicht verbieten, dass ein Hotel in einem Bewertungsportal auftaucht und dort natürlich mit Namen genannt wird, ebenso wenig, wie man bspw. eine Kritik in einer Zeitung verbieten könnte – das ist die Aussage, hinter der sich Bewertungsportale verstecken.
2. Was man ebenso nicht verhindern kann, ist der Link „Preisvergleich“ auf den Bewertungsportalen zu den verschiedenen Webseiten, auf denen man buchbar ist. Macht ja auch Sinn, da es sich insoweit um keine eigene Content-Nutzung handelt, sondern lediglich um eine erkennbare Verlinkung. Wenn überhaupt, ließe sich in dem Fall nur etwas bewegen, wenn die Partner wie Booking.com und andere Online Travel Agencies) bereit wären, Deals mit Bewertungsportalen im Hinblick auf das eigene Hotel auszuschlagen, so dass die Verlinkung unattraktiv wird.
Ziele:
Ziel sollte es sein, dass die Verantwortlichen für ein Hotel selber entscheiden, welche Affiliates eine OTA für sein Hotel bedient. Das sollte im Anhang und Grundlage des Vertrages sein. Ansonsten wird ein Hotelier nie Herr über seinen Content. Darüber hinaus muss die Anerkennung der Tatsache angestrebt werden, dass die Bewertungsportale eben nur vordergründig Bewertungsportale (da sie nunmal auch als Buchungsplattform fungieren) sind.
Bis dahin ist es aber noch bestimmt ein langer Weg!
Die Beschreitung dessen ist allerdings unabdingbar – auch laut HOTREC, der euopäische Dachverband des Gaststättenwesens. Der stellte die Notwendigkeit fest, den Dialog mit den Anbietern von Online-Hotelbewertungen zu intensivieren, um die Verlässlichkeit der Bewertungen zu gewährleisten. So sind nützliche Synergien möglich … hoffentlich. Wir sahen uns allerdings gezwungen, unsere Mitgliedschaft bei Qype.com zu kündigen.
Richtig und gut erkannt! Und doch auch wieder falsch: Bewertungsportale können mit Bewertungen gutes Geld verdienen, sogar profitabel sein. Wir bei Benchpark.com haben in rund 10 Jahren einen Weg gefunden und können dabei sogar auf Werbung verzichten. Man muss nur ein wenig um die Ecke denken und die üblichen Erlösquellen einmal vergessen.